Dialog unter Tauben, zwischen einem Blinder und einem Stummen
Nach Kuba zu reisen bedeutet, sich an einer Fiktion zu beteiligen, in der nicht Kuba, sondern »das allgemeine Bild« von Kuba gezeigt wird, als tragisches Ballett, inszeniert vom kubanischen Staat und den Reiseveranstaltern. Man sieht, was man schon gesehen hat, ohne jemals dagewesen zu sein, und die meisten wollen auch nichts anderes sehen. Die Landschaft ist herrlich, paradiesisch, das Klima mild, die Natur üppig, und die Strände sind von Pelikanen bevölkert. Die Städte sind großartige Symphonien des Verfalls, Kakophonien von Farben. Funkelnde oder zerfallende amerikanische Autos, die sechzig Jahre auf dem Buckel haben. Die Straßen sind eng und videoüberwacht, geschmückt mit Wandbildern von Che. Der Buena Vista Social Clubs ist überall zu hören, laut und ständig, als einseitige Diktatur. Lauter Klischees: nur die Zigarre fehlt. Man muss sie kaufen, um sie zu verschenken, aber rauchen tut man sie nicht. Ein Mojito, oder auch zwei, drei, sogar vier, obwohl sie schlecht sind, um zu vergessen, dass sie schlecht sind und dass die ganze Inszenierung ziemlich arm ist.
Fast ebenso arm wie das kubanische Volk, sichtbar, aber trotzdem abwesend. In dieser Fiktion gibt es einen ständigen Schatten im Hintergrund, wo ein Blinder, der Tourist, und ein Stummer, der Kubaner, den möglichen Austausch auf den von Waren und Geld beschränken, hier wie überall.